Geschäftsreklame

aus: Dess un Sell (1925)

(in Mundart zu lesen - Originalschreibweise siehe unten)

(Dieser Text ist in pfälzer Mundart zu lesen, wenn er hochdeutsch gelesen wird, ergibt sich an vielen Stellen ein schlechtes oder sogar falsches Deutsch)

 

Es war einmal ein Kaufmann, – wo, das weiß ich nicht – der hat einen kleinen Laden gehabt und eine große Familie, – nämlich sieben lebendige Kinder. Das Geschäftchen war ein bisschen abseits gelegen, es ist nicht so recht gegangen, da hat der Papa den Entschluss gefasst, es zu verlegen in eine mehr begangene Straße. Wie jetzt der Umzug glücklich vorbei war, da hat er simmeliert, wie er ein bisschen aufmerksam auf seinen Laden machen könnte, – auf einmal geht ihm ein Lichtlein auf.

 

Er trommelt also seine sieben Kinder zusammen und instruiert sie folgendermaßen: „Du, Lenchen“, sagt er zur Ältesten, „du stellst dich jetzt da vorne hin, wo die Straße anfängt, und wenn eine Frau oder ein Mädchen daherkommt, da gehst du höflich darauf zu und fragst: „Ach, entschuldigen Sie doch, können Sie mir nicht sagen, wo in dieser Gasse der neue Laden ist vom Herrn Müller, wo man das schöne, billige Dörrobst kaufen kann?“

 

„Und du, Gustel“, sagt er zum zweitältesten Töchterlein, „Du gehst an das Ende von dieser Gasse, guckst dich so um mit deinen hellen Augen, und alle Madame und Dienstmädchen machst du einen Knicks und sagst: ‘Ach, wollen Sie nicht so gut sein und mir sagen, wo der neue Laden ist vom Herrn Müller, wo man den guten frisch gebrannten Kaffee kriegt – ich darf keinen anderen heim bringen‘.“

 

Der Fritz ist instruiert worden, am Eck von der nächsten Gasse Posten zu fassen, und die Herren zu fragen, ob sie nicht wüssten, wo in der Nähe das neue Geschäft vom Herrn Müller wäre, der wo die billigen Zigarren hätte.

 

Der Georg hat auch sein Plätzlein angewiesen gekriegt und hat sich nach dem neuen Laden erkundigen müssen, wo man die delikaten, marinierten Heringe haben könnte.

 

Das Kunrädel hat sich nach den Hülsenfrüchten erkundigen müssen, die wo so schnell gar sind, und die wo nur in dem neuen Laden vom Herrn Müller zu kaufen wären.

 

Das Binchen hat nach dem neuen Laden vom Herrn Müller fragen müssen, wo die frischgewässerten Stockfische eingetroffen wären.

 

Und das Kath’chen hat sich umhören sollen, wo der Laden wäre, wo man den billigen Zucker bekäme, es wäre ein ganz neues Geschäft, Müller würde an der Ladentüre stehen.

 

Dann hat der Papa noch jedem ein Körbchen in die Hand gegeben, für dass das Ding eine Art hat, und die sieben Täubchen sind ausgeflogen. Der Georg(el) hat nicht so recht aufgepasst gehabt, der wäre lieber auf die Wiese gegangen, Schmetterlinge fangen, und so hat er halt alles durcheinander gebracht. Er geht auf die Passanten zu und fragt: „Ach, können Sie mir nicht sagen, wo der neue Laden ist von meinem Papa, wo man das gut marinierte Dörrobst und den frisch gewässerten Zucker kaufen kann?

 

Lina Sommer