Fahnenweihe (Fahneweih)

aus: E klän Präsent

(in Mundart zu lesen - Originalschreibweise siehe unten)

 

Wenn etwas Wunderschönes Du willst erleben,

dann gehe doch einmal zu einer Fahnenweihe,

mein lieber Freund, da kannst Du Dich erheben,

da klopft Dein Herz so frisch, so froh, so frei.

Die Gesichter treu und bieder,

die patriotischen Lieder.

Die Ehrenjungfrauen, frisch und weiß wie Schnee,

der Bürgermeister und die Hautevolee.

 

Im ganzen Saal, wie tun die Augen blitzen,

gucke nur die Köpfe und all die fetten Bäuche,

und wie vor Lust sie und Begeisterung schwitzen,

sogar die Kragen sind schon welk und weich.

Ach Gott, die dicken, schönen,

die hellen Rührungstränen.

Und alle die vielen, vielen Bruderküsse,

so laut und herzhaft wie die Böllerschüsse.

 

Und ist die offizielle Feier beschlossen,

dann geht es, eins, zwei, drei, zum Festbankett,

da wird die neue Fahne erst recht begossen,

man trinkt, man redet, man händelt um die Wette.

Die guten Patrioten,

die klopfen sich nach Noten,

es fließt das Blut, es fließt das Bier, der Wein,

lieb Vaterland, magst ruhig sein.

 

Lina Sommer

 

Originalschreibweise