Das arme alte Männlein ('s arm alt Männel)
aus: Pfälzer Ausles, Ludwig Hartmann 1926
(in Mundart zu lesen - Originalschreibweise siehe unten)
Es wohnt im Armenhäuschen draußen
und ist schon halb blind,
doch seinen Weg zum Kirchhof hinaus
es alle Tage noch findet.
Es kennt die Gräber alle miteinander
und nickt einem jedem zu, –
beneidet die stillen Schläfer alle
in ihrer großen Ruhe.
Viele Blumen blühen ringsherum
in heller, stiller Pracht, –
Zypressen wiegen sich im Wind,
der Efeu klettert sacht.
Ein morsches Bänkchen steht im Eck;
in seinem zerrissenen Rock
ruht sich dort der alte Wanderer aus
und stützt sich auf seinen Stock.
so sitzt und sinnt er Tag für Tag,
oft bis zum Abendrot,
hält Zweisprache mit Verstorbenen
und – freut sich auf seinen Tod. –
Wenn du das arme, alte Männlein siehst,
– egal an welchem Ort –
gell, gehe ein Stückchen Weg mit ihm,
gib ihm ein liebes Wort.
Lina Sommer