Eine kleine Predigt

aus: Dess un Sell, Das Lewe is kä Kinnerschbiel

(in Mundart zu lesen - Originalschreibweise siehe unten)


(Dieser Text ist in pfälzer Mundart zu lesen, wenn er hochdeutsch gelesen wird, ergibt sich an vielen Stellen ein schlechtes oder sogar falsches Deutsch)

 

Wenn ich als einmal ein bisschen ärgerlich und abgeschafft bin und die Flügel hängen lassen will, dann kuriere ich mich als selbst – und die Art von dieser Kur möchte ich auch anderen empfehlen. Dann vergisst manches seine kleinen Leiden und ist froh und unserem Herrgott dankbar.

 

Also mein Rezept: An so Tagen, wo ich mir selbst und der Welt nicht gut bin und glaube, Grund zu haben zum Seufzen und zur Unzufriedenheit, gehe ich nebendran in den Bäckerladen, kaufe einen Locken (eine Menge) Fastenbre-zeln oder Fietzen oder Schneckennudeln und gehe dann mit meiner Tüte voll hinüber ins Krankenhaus;

 

einmal in den Frauensaal, ein anderes Mal in den Männersaal, und auch in den Kindersaal, und dort teile ich dann meinen Reichtum aus, setze mich an die Betten und plaudere mit den(en) Patienten, denen wo es noch um’s Plau-dern ist. Lieber Himmel, es sind ja auch so viele da in großen Schmerzen, schon vom Tod gezeichnet, wo man sich scheut, ein lautes Wort zu reden.

 

Aber auch die gucken einen dankbar an, wenn man ihnen nur ein bisschen die welke Hand streichelt. Und am meisten Freude kann man noch bringen im Kindersaal. Da liegen so viele arme Krüppelchen, die wo immer in der Besuchsstunde leer ausgehen, wo kein Vater, keine Mutter, keine Großmutter und keine Tante nach ihnen guckt.

 

Wie strahlen da die Äugelchen, wenn man ihnen ein bisschen Gutsel bringt oder einen Bilderbogen oder eine kleine Puppe oder etwas selbst fabriziertes – und wenn man ihnen dann noch ein bisschen erzählt und sie zum Lachen bringt, da ist es gerade, als ob Weihnachtslichtlein angingen.

 

Gelt, geht als einmal in ein Krankenhaus, wenn ihr unzufrieden seid. Ich glaube, jedes lernt daraus, dass wir nicht klagen sollen, so lange wir noch schaffen können und keines von unseren Angehörigen in großen Schmerzen wissen. Und wenn man den Großen und den Kleinen nur ein bisschen Ablenkung und Freude auf ihr Lager bringt, dann fällt es wieder in das eigene Herz zurück.

 

Lina Sommer

 

Originalschreibweise:

folgt