Pfingsten II
aus: Nemm mich mit, es reut dich nit !
in Mundart zu lesen - Originalschreibweise siehe unten
Lang schon tut man simmelieren
und schon lange auch disputieren,
was man sich an Pfingsten gönnt
und was man sich leisten könnte.
Jedes hat ein anderes Plänchen,
Vater, Käthchen, Sannchen, Lenchen,
die Mama, voll Energie,
kommandiert: eine Landpartie.
Und der Papa, gut gezogen,
ist ganz früh schon aufgebrochen,
und die anderen bleiben drinnen,
weil sie noch nicht fertig sind.
Endlich so um halber Elfe,
luftig, duftig wie die Elfen,
fahren sie, voll Seelenruhe,
auch dem Ausflugsörtchen zu.
Nach dem Essen wollen die Alten
so ein bisschen Ruhe dann halten,
und die Jungen, Saus und Braus,
flittern in den Wald hinaus.
Und so manche denkt verklärt,
dass sich mancher heute erklärt;
wie sie sich dort amüsieren,
brauche ich nicht zu explizieren.
Da, auf einmal ein Gewitter,
ängstliche, nervöse Mütter,
draußen im Wald, ihre armen Würmchen
haben ja keine Regenschirmchen.
Oh, die frisch gebrannten Löckchen,
oh, die steif gestärkten Röckchen,
und verhülle dein Haupt, o Muse,
die zerdrückten Spitzen-Blusen.
Sturm auf Tram- und Eisenbahnen,
statt der Keider nasse Fahnen,
Seufzer, Vorwürfe, um die Wette,
lange Gesichter, spitze Reden:
wäre ich doch daheim geblieben,
ja, habe ich dich hinaus getrieben ?
und der weitere Zank und Streit
spart man bis zur Häuslichkeit.
Von dem ältesten bis zum jüngsten
wünsche ich euch ein frohes Pfingsten.
Lina Sommer