Kunst und Künstler (Kunscht un Künschtler)

aus: Hausapothek

(in Mundart zu lesen - Originalschreibweise siehe unten)

 

Wagen mit einem Gäulchen dran,

Ofen, Bett, Tisch, Stuhl und Schrank,

an einem Strick eine Künstler-Geiß,

alles sauber, alles blank.

 

Kartoffeln, Rüben, Kraut und Kohl,

überall der Tisch gedeckt,

und man glaubt gar nicht, wie gut

anderer Leute ihr Sach´ einem schmeckt.

 

In der Welt kutschiert man herum,

froh begrüßt von Jung und Alt,

zahlt keine Miete, kein Personal,

lässt sich nieder, wo es einem gefällt.

 

Auf dem Plätzlein vor der Linde

Kunstarena erster Klass´,

und der sechzehnjährig Bube

macht als dummer August Spaß.

 

Guck, die Frau Direktorin da,

rote Bluse mit Tupfen drin,

rassig, massig, spielt das Lied

von der „kleinen Fischerin“.

 

Und er selbst, de Prinzipal,

präsentiert die Künstler-Geiß,

wo wahrhaftig schon viel mehr

als ein ABC-Schütz weiß.

 

Das Töchterlein, fein in Trikot,

krabbelt flink auf das Seil hinauf,

und das ganze Publikum

reißt verzückt die Augen auf.

 

Jesses, Jesses, so eine Krott,

schon so geschickt und noch so jung,

oh, wenn die mein Schätzlein wäre,

Feuer, Flamme, Begeisterung.

 

Aber wenn der Teller kommt,

drückt sich jedes flink und still,

und kein Mensch bedenkt dabei,

dass die Kunst auch leben will.

 

Lina Sommer

 

 

Wagen mit einem Gäulchen dran,

Ofen, Bett, Tisch, Stuhl und Schrank,

an einem Strick eine Künstler-Geiß,

alles sauber, alles blank.

 

Kartoffeln, Rüben, Kraut und Kohl,

überall der Tisch gedeckt,

und man glaubt gar nicht, wie gut

anderer Leute ihr Sach´ einem schmeckt.

 

In der Welt kutschiert man herum,

froh begrüßt von Jung und Alt,

zahlt keine Miete, kein Personal,

lässt sich nieder, wo es einem gefällt.

 

Auf dem Plätzlein vor der Linde

Kunstarena erster Klass´,

und der sechzehnjährig Bube

macht als dummer August Spaß.

 

Guck, die Frau Direktorin da,

rote Bluse mit Tupfen drin,

rassig, massig, spielt das Lied

von der „kleinen Fischerin“.

 

 

 

Und er selbst, de Prinzipal,

präsentiert die Künstler-Geiß,

wo wahrhaftig schon viel mehr

als ein ABC-Schütz weiß.

 

Das Töchterlein, fein in Trikot,

krabbelt flink auf das Seil hinauf,

und das ganze Publikum

reißt verzückt die Augen auf.

 

Jesses, Jesses, so eine Krott,

schon so geschickt und noch so jung,

oh, wenn die mein Schätzlein wäre,

Feuer, Flamme, Begeisterung.

 

Aber wenn der Teller kommt,

drückt sich jedes flink und still,

und kein Mensch bedenkt dabei,

dass die Kunst auch leben will.

 

Lina Sommer

 

Originalschreibweise: