Im Herbst des Lebens
aus: Hausapothek
(in Mundart zu lesen - Originalschreibweise siehe unten)
Ein liebes, nettes, klein Alt-Jüngferchen,
so tüpfel . . . tüpfel . . . tümpferchen,
mit rischel-raschel Röckelchen
und ringel-rangel Löckelchen –
das kommt so zierlich – so leger
und so korrekt die Gasse daher.
Ein alter, grauer Junggeselle,
so stickel-steckel-steif-reell,
mit langen Rockschößen, Schnabelschuhen,
und Vatermörder auch dazu,
der kommt – der Zufall hat ihn geführt –
die selbige Gasse daherspaziert.
Das liebe, nette, kleine Alt-Jüngferchen,
so tüpfel . . . tüpfel . . . tümpferchen,
das traut jetzt seinen Augen kaum
und knickst und knickst als wie im Traum.
Wehmütig zuckt es ihm um den Mund
und das Herzlein ist ihm gar so wund.
Der alte, graue Junggeselle,
so stickel-steckel-steif-reell,
der steht wie angewurzelt da
und guckt und guckt und staunt nur so.
Dann grüßt er tief und grüßt charmant,
als käme er aus einem fernen Land.
Ich glaube, der alt´, graue Junggeselle,
so stickel-steckel-steif-reell,
und sie, das lieb´, alte Jüngferchen,
so tüpfel . . . tüpfel . . . tümpferchen,
die haben sich in jungen Jahren
gekannt, geliebt, so heiß und wahr,
und – das Leben hat es halt nicht gewollt,
dass Eins das Andere kriegen sollte.
Lina Sommer