Heinerle

aus: Grüß Gott, Im Vorübergehn

(hochdeutsch)

 

Das Höschen zerrissen,

das Wämschen verschlissen,

nicht Vater, nicht Mutter, kein Gut und kein Geld,

Gesichtel so hager, und Ärmchen so mager,

es kümmert um ihn sich kein Mensch auf der Welt.

 

Ein Kostkind, ein armes,

kein Plätzel, kein warmes,

gescholten, gestoßen, von morgens bis spät,

das tägliche Essen, so spärlich bemessen,

und jedem im Weg, wo es geht, wo es steht.

 

Geh, wein nicht, Klein-Bübchen,

sei ruhig, arm Liebchen,

Gottvater, glaub, macht schon die Himmelstür auf,

ein Engelchen weist er, ein Engelchen heißt er:

geh, hol doch das Heinerle zu uns herauf.

 

Da bist du geborgen

vor Angst und vor Sorgen,

die Engelchen lachen und spielen mit dir,

und was unverschuldet du alles erduldet

das machen sie tausendfach gut noch an dir.

 

Lina Sommer