Der Reisbrei I (De Reisbrei)

aus: Ich frää mich alle Dag uffs nei

(in Mundart zu lesen - Originalschreibweise siehe unten)

 

Nein, nein, meine liebe Amelie,

ich glaube, du lernst es dein Lebtag nie;

warum kann dir es denn nicht gelingen,

den Reisbrei auf den Tisch zu bringen,

so wie meine selige Adelheid

gekocht ihn hat zu jeder Zeit ?

 

So seufzt und brockelt der Herr Müller,

sein Frauchen, das wird immer stiller,

denn, gibt sie sich auch alle Mühe,

die Adelheid erreicht sie nie.

 

Jetzt steht das liebe Frauchen in der Küche,

hantiert am Herd so nett und frisch,

doch ist sie voller Angst und Schrecken,

ob denn der Reisbrei heute wird schmecken;

ach, sie zerbricht sich halb ihr Köpfchen,

und sie verwendet kein Auge vom Töpfchen.

 

Da schellt es draußen, du lieb Hergottchen,

ihre alte Freundin ist es, das Lottchen,

sie babbeln hin, sie babbeln her,

sie denken sonst an gar nichts mehr,

der Reisbrei ist, was man so nennt,

ganz gottserbärmlich angebrannt.

 

Herr Müller kommt bald darauf ins Haus,

seine Frau sieht ganz vergelstert aus, (erschrocken)

verschüchtert geht sie in die Küche

und holt den Reisbrei auf den Tisch.

 

Ihr Mann, der sagt mit frohem Mut,

ei, Liebe, ei, wie riecht das gut,

er fällt nur über den Reisbrei her

und isst die ganze Schüssel leer,

hat dann die Zunge herausgestreckt

und alles sauber abgeleckt.

 

Gerade wie meine selige Adelheid

gekocht ihn hat zu jeder Zeit,

so hat er voller Andacht gesagt,

sein Frauchen guckt ihn an und lacht.

 

Lina Sommer

 

Originalschreibweise: