Der Erbonkel I (Der Erbunkel)
aus: Ich frää mich alle Dag uffs nei
(in Mundart zu lesen - Originalschreibweise siehe unten)
Lieber Onkel, guter Onkel,
Onkelchen, wie geht dir es denn ?
Soll ich dir ein Würstchen braten,
willst du Eier in der Pfanne ?
Komme, da hocke dich in deinen Sessel
und mach dir es norre (nur) recht kommod;
plagt er arg, dein Rheumatismus,
oder hast du sonst Last und Not ?
Gelt, du willst dein Pfeifchen rauchen ?
warte, ich hole einen Fidibus;
ist dein Schnupfen jetzt vergangen,
bist du ihn los, deinen Hexenschuss ?
Gucke, ich mache mir oft Gedanken,
ob du auch recht gut versorgt,
ob deine scheppe (schiefe), alte Babette
ordentlich für dich kocht und sorgt.
Willst du denn nicht zu uns ziehen ?
meinst du, was hättest du es dann so schön
und wie täten wir uns freuen,
alle miteinander, groß und klein.
Und der Onkel in seinem Sessel
putzt die Brille und denkt und lacht:
wenn die wüssten, dass ich alles
habe dem Klostergut vermacht.
Lina Sommer