Brüderliche Liebe (Brüderlichi Lieb)

aus: E klän Präsent

(in Mundart zu lesen - Originalschreibweise siehe unten)

 

Dem Fritz, dem lustigen, kleinen Buben,

dem sind die Flügel gestutzt,

weil ihn seine ältere Schwester halt

so oft herunterputzt.

 

Sie tadelt ihn von früh bis spät

und hält ihm alles vor,

es liegt halt so in ihrer Art,

sie kann ja nichts dafür.

 

Sein Lehrer ist ein finsterer Mann

und straft ihn alle Tage,

der kleine quecksilbrige Springinsfeld

macht ihm viel Last und Plage.

 

Sein Bäs-chen, das vertraut ihm an

so heimlich und vergnügt,

dass er, wenn nichts dazwischenkommt,

jetzt bald einen Schwager kriegt.

 

Was, das Malchen, das verlobt sich noch,

gehe, sage mir doch mit wem ?

mit Deinem Herrn Lehrer, Naseweis;

hurra, die gönne ich dem.

 

Lina Sommer

 

Originalschreibweise: