Abgebrannt (Abgebrennt)

aus: Schtillvergniegt

(in Mundart zu lesen - Originalschreibweise siehe unten)

 

Es hat ein Bruder Studio

so recht fidel und frisch und froh

sein Gerstel alles miteinander verlumpt,

kein Mensch hat ihm mehr etwas gepumpt.

 

Da fällt ihm in der Schwulität

seine Tante ein, die Margarete,

er besucht sie gleich, weil die am Ende

ihm aus der Patsche noch helfen könnte.

 

Ach, sagt er, liebe Tante, höre,

mein Herz, das ist mir gar so schwer;

gucke, meine Moneten sind so knapp,

ich zwicke mir selbiges und jenes ab,

gehe, leihe mir etwas, du kriegst es retour,

ich will es nicht geschenkt, nein, nein, keine Spur.

 

Die Tante sagt: es tut mir leid,

du kommst gerade zu einer schlechten Zeit,

du hast doch von dem Brand auch gehört,

wo das halbe Städtchen hat zerstört;

die armen Menschen dauern mich,

ich helfe ihnen – ich habe nichts für dich.

 

Ach, Tante, seufzt der Studio,

du handelst doch nicht comme il faut,

gelt, für die vielen fremden Leute,

da hast du Geld und hast du Zeit,

ich bin doch auch heute, justament,

bis auf die Socken abgebrannt.

 

Lina Sommer


Original-Schreibweise: